Viele dieser Fragen stellen uns die Besucher*innen jedes Jahr auf dem Festival. Ich bin auch dankbar dafür, denn es zeigt doch das Interesse an den Produkten und mir die Möglichkeit, die Herkunft und Herstellung direkt zu erläutern.
Das ist bei einem breit gefächertem Angebot schwierig, daher auch nicht vollständig nachvollziehbar, was ich meinen Kunden*innen auch mitteile. Die meisten Lieferanten und Hersteller kenne ich persönlich mindestens schon so lange, wie ich auch das Herzberg-Festival besuche (über 25 Jahre).
Daher auch folgende Informationen zu den Produkten:
-Textilien: Kleiner Familienbetrieb auf Bali, gegründet von einem Australier und mir (uns) um die Produktionsbedingungen verbessern zu können, produzierte ausschließlich nach Auftrag individuelle Kleidung. Die Verhältnisse sind zwar einfach, aber das Betriebsklima ist sehr familiär und ich arbeite mit allen zusammen, wenn ich vor Ort bin. Das bedeutet, dass wir zusammen die Stoffe kaufen, Schnittmuster entwickeln und die Farben bestimmen. Ebenso kenne ich die Orte, an denen die Batiken angefertigt werden.
-Schmuck: Kleine Betriebe in Indonesien. Ich mache es mir zur Aufgabe, alle Produktionsstellen mir persönlich anzusehen. Meine Auswahl viel dann auf die Orte, an denen mir das Gefühl eines harmonischen Arbeitsklimas entgegengebracht wurde.
Das hatte nichts mit dem Preis der Ware zu tun. So arbeite ich seit 30 Jahren mit einer Silberschmiede auf Bali zusammen. Wie bei den Textilien besteht ein direkter Kontakt. Es ist die Zusammenarbeit in der Herstellung von Entwürfen, wir diskutieren über die Verwendung der Edelsteine, usw. Ich lerne die Menschen kennen, die letztendlich alles produzieren, deren Arbeitsweise und Arbeitsbedingungen.
-Mineralien: Das ist der Bereich, wo ich am wenigsten Einfluss habe, wie diese gefördert werden. Ich kaufe die meisten Mineralien auf Messen, direkt von den Erzeugern aus dem jeweiligen Land. Die Verkäufer erzählen meist, dass die Minen in der Hand der jeweiligen Familie sind. Ich glaube auch, dass das Geld den Menschen dort zu Gute kommt. Es gibt wenige deutsche Anbieter, die in den Ländern soziale Projekte unterstützen, noch weniger Anbieter, die „fair“ gehandelte Steine anbieten. Dabei handelt es sich meist um selbst gefundene Mineralien. Mineralien gehen oft über mehrere Anbieter, da schöne Mineralien oft nur ein Nebenprodukt des allgemeinen Abbaus von Erzen und sonstigen Rohstoffen sind. Über einen guten Freund aus Pakistan beziehe ich Mineralien von dort. Er erzählt davon, dass nach dem Winter die Menschen in die Berge ziehen und von dort mit den Steinen zurückkommen. Dabei sind die Fundorte so geheim, wie hierzulande gute Fundstellen für Pilze im Wald. Ob das „fair“ ist, mag jeder selbst beurteilen, für die Menschen vor Ort sichert es den Lebensunterhalt.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich (wir) uns vor einigen Jahren um ein „fairtrade-Siegel“ für die Textilien bemüht haben. Jedoch sind die Anforderungen für so ein Siegel so hoch, dass es kleinen Familienbetrieben nicht möglich ist, dieses zu bekommen. Beispielsweise getrennte Toiletten in der Produktionsstelle. Eine Benachteiligung dieser Betriebe aufgrund eines fehlenden Siegels bewirkt gerade das Gegenteil. Kleine Betriebe gehen kaputt, deren Handwerkskunst und das Wissen davon geht verloren. So erlebe ich es vor Ort. Es macht mich jedoch sehr froh, dass die Kinder der Produzenten, die ich seit vielen Jahren kenne, mittlerweile studiert haben (Englischlehrerin), auf die Universität gehen oder noch eine höhere Schule besuchen. Nur schade, dass sie das Handwerk ihrer Eltern nicht mehr weiterführen werden.


